Bleiverseuchtes Wildfleisch Teil II

wildfleisch_kopie.pngBlei ist ein toxisch wirkendes Schwermetall und bereits in kleinen Mengen giftig. Da Blei im Körper gespeichert und nur sehr langsam wieder ausgeschieden wird, sollte auch die Aufnahme kleinster Mengen über längere Zeiträume vermieden werden, weil dadurch chronische Bleivergiftungen ausgelöst werden können. Die Wirkung von Blei auf den Körper hängt von der Bleikonzentration im Blut ab und kann zur Verringerung des IQ führen, Verhaltensstörungen hervorruft und das Lernverhalten beeinträchtigen.

Bundesweit werden jährlich tausende von Tonnen Bleischrot durch Jagdmunition in unserer Natur ausgebracht. Eine Bleischrotpatrone besteht aus ca. 400 Bleikugeln, die nach dem Schuss trichterförmig auseinander streuen, so dass ein Großteil davon, nicht im Tierkörper landet, sondern sich einfach in der Natur verteilt. Somit wird zunehmend das Grundwasser und unsere Pflanzen vergiftet. Darüber hinaus, wird im Umkreis von beliebten Schussplätzen zum Beispiel in der Umgebung von Hochsitzen, die hohe Bleikonzentration von Pflanzen wieder aufgenommen und durch die Nahrungskette an Tiere und Menschen weitergegeben. Doch auch der direkte Verzehr von Wildfleisch ist nicht so ungefährlich, wie meist von der Jägerschaft propagiert.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnte bereits im letzten Jahr vor bleihaltigen Munitionsresten in Wildfleisch. Auch das großzügige Entfernen des Fleisches rund um den Schusskanal reiche, laut BfR, nicht immer aus, eine „hohe Kontamination mit Blei zu vermeiden“.
Wir berichteten bereits im Oktober 2010 darüber: http://www.anti-jagd-allianz.de/index.php?option=com_content&task=view&id=35&Itemid=36

Die bleihaltigen Teilmantelgeschosse können jedoch bis zu einem Durchmesser von 30 cm und mehr, um den Schusskanal streuen. Der nicht entfernte Bleianteil im Wildfleisch wird durch die Milchsäure im Gewebe während des Abhängens des Fleisches zersetzt und kann so zu lokalen Verseuchungen im Fleisch führen. Diese Gefahr könnte durch bleifreie Munition, die für fast alle gängigen Kaliber verfügbar ist, vermieden werden.

Jedoch nicht nur die Menschen werden durch bleihaltige Munitionsreste im Wildfleisch gefährdet, auch Greifvögeln bzw. anderen Beutegreifern sind durch das Hinterlassen des Aufbruchs (Herz, Lunge, Leber, Nieren vom Schalenwild oder die Eingeweide) am Ort des Abschusses, also in der Natur, vor Bleivergiftungen nicht geschützt. Das Entfernen der Aufbrüche z.B. durch den Transport zur Tierkörperbeseitigung ist aber für den Jäger mit erhöhtem Aufwand verbunden. Deshalb verbleibt er überwiegend an Ort und Stelle des Abschusses.

Bei der Jagd auf Schalenwild werden meist Teilmantelgeschosse mit Bleikern verwendeten. Diese Büchsengeschosse bewähren sich bereits seit gut 100 Jahren. Inzwischen existieren eine ganze Reihe Spezialkonstruktionen, die mehr oder weniger von der Grundversion mit einem Bleikern und Mantel, meist aus Tomback abweichen.

Der Vorteil bei bleihaltiger Munition ist die starke Zerlegung des Bleikerns im Ziel. Bei dieser Munition bleibt ein erheblicher Teil des Bleis im Tierkörper. Ein derart kontaminierter Tierkörper oder der Aufbruch kann durchaus Bleimengen enthalten, die ausreichen, um eine tödliche Bleivergiftungen bei Menschen und Greifvögel und anderen Beutegreifern auszulösen.

Für die Jäger in NRW hat dieser Vorteil jedoch ab dem 1. April 2013 in Staatswäldern ein Ende, wie ein Sprecher des NRW-Landesbetriebs Wald und Holz auf Anfrage erklärte. "Mit diesem Schritt wollen wir dazu beitragen, die Schwermetallbelastung von Wildfleisch zu reduzieren", sagte der Sprecher. Studien des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung hätten ergeben, dass bei Greifvögeln, die beim Fressen von Aas auch Geschossreste aufnehmen, Bleivergiftungen die häufigste Todesursache sind. Der Verzicht auf beilfreie Munition in Staatswäldern kann aber nur ein Anfang sein.

Bleifreie Geschosse meist aus Kupfer oder Kupferlegierungen existieren nämlich bereits seit mehreren Jahrzehnten und die Auswahl in diesem Bereich hat sich in letzter Zeit stark vergrößert. Mindestens sechs Geschosse sind in Deutschland inzwischen in Form von industriell geladener Munition erhältlich. Munition aus Kupfer fliegt jedoch langsamer und hat ein anderes Treffer-Verhalten. Eine weitere Alternative zum Bleischrot ist zum Beispiel Schrot aus Eisen. Eisen ist jedoch sehr viel härter und elastischer. Kugeln können daher leichter abprallen und die Verletzungsgefahr, wenn sie auf gefrorenen Boden oder Steine prallen ist wesentlich größer.

Die meisten Waffen der Jäger sind derzeit nicht auf bleifreie Munition ausgelegt. Diese müssten ersetzt werden und das Schießen mit Nicht-Blei-Munition müsste geübt werden. Beides möchten die meisten Jäger vermeiden und von daher, gibt es kaum eine positive Mitwirkung oder Unterstützung bei der Einführung der umweltfreundlicheren bleifreien Munition aus Jägerkreisen.

Es gibt aber noch ein Beispiel wie giftig Blei ist. Bereits im Juni 2007 berichtete die Zeitschrift ADACmototwelt es gäbe bald statt Blei neue Auswuchtgewichte aus Zink für die Autoreifen. Mit der am 1. Juli 2005 in Kraft getretenen Verordnung, wurden die herkömmlichen Bleigewichte zum Auswuchten von Rädern aus „Umweltschutzgründen“ vom Markt genommen. Der Reifenhandel verarbeitet jetzt Zinkgewichte, die im Gegensatz zu den Bleiteilen wesentlich größer und vor allem nicht mehr biegbar sind. Für den Autofahrer ärgerlich, weil die Zinkgewichte etwa dreimal so teuer sind und der Handel diese Kosten wahrscheinlich dem Kunden auflädt.

Also selbst beim Autoreifen wird an die Gesundheit der Umwelt und somit an die Gesundheit der Menschen gedacht. Und Sie essen wirklich noch Wildfleisch?


Quellen:
ADACmototwelt 07/2005
http://www.against-hunting.de
http://www.seeadlerforschung.de
http://www.wasjaegerverschweigen.de
http://nachrichten.rp-online.de

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